Am Mittwoch, dem 21.06.2023 trafen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Workshops um 14:45 nach der Schule zu einer Führung durch die Energiezentrale der Stadtwerke Bad Nauheim, um sich über die klimaneutrale Kalte Nahwärme zu informieren. Kalte Nahwärme hört sich erst einmal wie ein Widerspruch an. Allerdings nicht aus physikalischer Sicht. Wärme ist physikalisch die Energie der Teilchenbewegung von Materie. Wenn sich die Teilchen nicht mehr bewegen, hat diese Materie eine Temperatur von 0 Kelvin, dem absoluten Nullpunkt, was −273,15° C entspricht.
In der Energiezentrale der Stadtwerke Bad Nauheim, die gut an der Kugel eines alten Gasspeichers zu erkennen ist, begrüßten uns Sebastian Böck und Gerald Lach, den Ansprechpartnern für Kalte Nahwärme der Stadtwerke Bad Nauheim. Im angenehm temperierten Vortragsraum wurden wir mit zwei kurzen Videos über die Bauphasen des mit 22.000 m² größten deutschen Kollektorfeldes informiert. In 1,5 und 3 m Tiefe liegen spiralförmig verlegt Kunststoffröhren, durch die ein Wasser-Alkohol-Gemisch, Sole genannt, gepumpt wird, was dadurch auf eine Temperatur von 10 – 12°C erwärmt wird. Das hört sich erst einmal ziemlich wenig an, vor allem, wenn man bei mehr als 30°C zur Energiezentrale gelaufen ist. Diese Sole wird dann durch große Röhren von der Energiezentrale in ein neues Wohngebiet gepumpt. Dort ist dann bei den teilnehmenden Hausbesitzern eine Wärmepumpe an das Kalte-Nahwärme-Netz angeschlossen. Die Wärmepumpe entnimmt der Flüssigkeit Wärme. Im Prinzip wie ein Kühlschrank, nur in umgekehrter Richtung. Der „Wärmepumpenkühlschrank“ kühlt also die Sole von der Energiezentrale und heizt mit der „Abwärme“ das Haus und das Brauchwasser. Das Haus wird im Winter geheizt und da sind 12°C schon etwas anderes, da andere Wärmepumpen mit der Außenluft mit Temperaturen um den Nullpunkt arbeiten müssen. Hinzu kommt, dass Wasser ein sehr guter Wärmespeicher ist, als viel mehr Wärmenergie pro Liter enthält als Luft. Die abgekühlte Sole fließt zurück zu Energiezentrale und wird wieder durch die spiralförmigen Leitungen des Kollektorfeldes im Boden gepumpt. Dabei entnimmt es dem Boden Wärmenergie. Der dafür genutzte Bodenkörper des Kollektorfeldes ist allerdings so groß, dass man eine Temperaturänderung an der Oberfläche nicht wahrnimmt.
Nach den Videos schauten wir uns die Pumpen und die großen Röhren im Untergeschoss der Energiezentrale an und verabschiedeten uns anschließend. Wir bedankten uns noch für den informativen Vortrag und die Führung durch die Energiezentrale. Dann ging es zurück zur St.- Lioba Schule durch die sommerliche Hitze, vorbei an USA-Wellenbad, das wir leider nicht auch noch besichtigten.
Text und Bilder: Dr. Stefan Brückmann